Ein Großprojekt der europäischen Jugendzusammenarbeit hat seinen Abschluss gefunden: Nach zehn Jahren und 117 internationalen Workcamps in 20 europäischen Ländern macht das Förderprogramm ewoca³ Platz für Nachfolgeprojekte.

Für uns, die wir beim Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk e.V. so lange an ewoca³ gearbeitet haben, ist das ein emotionaler Moment. Wir blicken mit großer Dankbarkeit zurück auf ein bewegtes Jahrzehnt. Wir sagen Danke an die mehr als 2.800 jungen Menschen, die im Rahmen des Programms ihre Sommerferien investiert haben, um über den gesamten Kontinent verteilt soziale und nachhaltige Projekte zu verwirklichen. Zusammen mit den Fachkräften der einzelnen Projektpartner haben sie ewoca³ zum Leben erweckt. Dabei ging das Engagement häufig weit über das Übliche hinaus. Von diesem Einsatz sind wir nach wie vor begeistert!

All diese Projekte wären nicht möglich gewesen ohne die große Unterstützung, die wir und die Partner vor Ort erfahren haben. Wir bedanken uns bei der Stiftung Mercator, die ewoca³ als erste eine Chance gab sich zu entwickeln, und die dem Programm über seine gesamte Laufzeit als wichtiger Förderer treu geblieben ist. Ebenso dankbar sind wir den Verantwortlichen beim Land Nordrhein-Westfalen, das ab 2012 in die Finanzierung einstieg. Ab 2015 sorgte dann schließlich eine Förderung aus dem Innovationsfonds im Kinder- und Jugendplan des Bundes für neue Impulse und ermöglichte eine Ausdehnung auf die Bundesländer Brandenburg, Schleswig-Holstein und Thüringen.

Durch Förderungen der Aktion Mensch konnten im Rahmen von ewoca³ partizipative Medienprojekte realisiert werden — etwa ein Podcast und ein Live-Blog, in denen die Jugendlichen selbst aus ihren Workcamps über die Arbeit und ihre Erfahrungen der internationalen Zusammenarbeit berichten konnten. Auch diese Unterstützung haben wir nicht vergessen — genauso wenig wie den Support durch all jene, die eine Schirmherrschaft übernommen haben: NRW-Landtagspräsidentin Regina van Dinther unterstützte das Programm in der ersten Phase (2009-2011) als Schirmherrin, in den Jahren 2012 bis 2017 setzte sich Frau Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in dieser Funktion für ewoca³ ein. Als Schirmherr für die Projektpartnerschaft mit Brandenburger Beteiligung kam 2015 Günter Baaske dazu, Minister für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg. Im Jahr 2016 folgte Frau Kristin Alheit, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Familie und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein für die Projektpartnerschaft in ihrem Bundesland. Auch für diese Unterstützung sagen wir ganz herzlich Danke!

 

Nur wer sich ändert, bleibt sich treu

Warum beenden wir ein Programm, das von so vielen als Erfolgsgeschichte beschrieben wird? Ja, das ist erklärungsbedürftig. Die Antwort: Weil sowohl das IBB als auch unsere Projektpartner die internationale Jugendarbeit beständig weiterentwickeln wollen — und weil wir alle uns im Rahmen von ewoca³ weiterentwickelt haben.

Als wir vor einem Jahrzehnt das ewoca³-Programm entwarfen, war es völlig neu. Eine Workcamp-basierte Zusammenarbeit von jeweils drei europäischen Jugendeinrichtungen, die über Jahre hinweg gemeinsam nachhaltige Projekte entwickeln, und die dabei insbesondere Jugendliche einbeziehen, die sonst wenig Möglichkeiten für internationale Erfahrungen haben: Das gab es in dieser Dimension bisher noch nicht. Gemeinsam mussten wir neue Methoden entwickeln und uns beständig weiterbilden. Zusammen haben wir viel gelernt, von und mit den einzelnen Partnerorganisationen, aber vor allem auch von den beteiligten Jugendlichen.

Inzwischen ist das ewoca³-Format eingeführt und erprobt. Wir haben unsere Erfahrungen auf Konferenzen geteilt und Fachbeiträge dazu veröffentlicht. Im Rahmen der zusätzlichen Förderprogramme „ewoca³(+) — for everyone!“ und „ewoca — young perspectives“ konnten dank der Unterstützung aus dem Innovationsfonds weitere Projektpartner neue Ansätze der Partizipation und Mitbestimmung in das Format integrieren. All das wirkt weiter.

Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass sich der Fokus vieler ewoca³-Projekte im Laufe der Zeit verändert hat. Während in den Anfangsjahren häufig ganz klar soziale und ökologische Bauprojekte im Zentrum standen, hat sich das Spektrum der Aktivitäten erweitert. Motiviert durch das Erlebnis der europäischen Jugendzusammenarbeit entwickelten immer mehr Gruppen das Bedürfnis, sich auf einer viel grundsätzlicheren Ebene einzumischen und Einfluss auf ihr Lebensumfeld zu nehmen. Herausgekommen sind zum Beispiel Projekte gegen Rassismus und zur Überwindung kultureller Stereotypen, gemeinsame Aktivitäten mit Geflüchteten sowie eine intensive Auseinandersetzung mit der Krise Europas.

Um diesen Entwicklungen gerecht zu werden, startete das IBB bereits parallel zur letzten ewoca³-Phase „Pimp my Europe“. In dem Projekt entwickeln die beteiligten Jugendlichen gemeinsam Perspektiven für ein solidarisches Europa. Doch dabei bleibt es nicht: Sie verarbeiten ihre Erfahrungen kreativ und organisieren Jugendkonferenzen, um ihre Wünsche, Forderungen und Erwartungen mit verantwortlichen Politiker*innen zu diskutieren. Dank einer Förderung durch das europäische Programm erasmus+ JUGEND IN AKTION können wir das Projekt im kommenden Jahr mit einem erweiterten TeilnehmerInnenkreis fortsetzen.

 

So viel bleibt, so viel Neues kommt

Doch das ist nicht alles. Wir arbeiten aktuell intensiv an einem ewoca³-Nachfolgeprogramm, das ebenfalls auf längerfristige europäische Projektpartnerschaften setzt. Dieses neue Programm soll dem Bedürfnis Rechnung tragen, dass sich die engagierten Jugendlichen noch stärker als aktiver Teil der europäischen Bürgerschaft in politisch-demokratische Prozesse einbringen wollen. Wir freuen uns sehr darüber, dass viele ewoca³-Partnerorganisationen genauso Feuer und Flamme für dieses Nachfolgeprojekt sind wie wir. Also: ewoca³ ist vorbei, und es geht weiter!

 

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[Update: Das Nachfolgeprogramm heißt Generation Europe und ihr könnt es hier finden:) https://generationeurope.org]